Stellungnahme des Plenums zum Anschlag in Halle am 9.10.2019

Das Plenum des Centro Sociale ist bestürzt und wütend über den antisemitischen, rassistischen und antifeministischen Anschlag in Halle vom 9.10.2019.

Unsere Solidarität und unser Mitgefühl sind bei den Opfern und ihren Angehörigen, den Jüdinnen und Juden in Deutschland, den Mitgliedern der jüdischen Gemeinden, die erneut einen Angriff auf Leib und Leben einzig aufgrund ihres Jüdischseins erleben mussten.
Es ist unerträglich, dass Menschen, die sich sichtbar zum Judentum bekennen, in der Öffentlichkeit und gar in den Synagogen Ziel von Attacken werden.
Äußerst ungehalten sind wir zudem über die vollkommen unangemessene Reaktion von Teilen der deutschen Öffentlichkeit, Politik und Behörden auf diesen widerlichen, rechtsterroristischen Anschlag.
Wem ein Anschlag wie der vom vergangenen Mittwoch als "in Deutschland unvorstellbar schien" hat die Augen vor den Zuständen in diesem Land bewusst verschlossen.
Wer versucht, einen Attentäter, der seine Tat weltweit an ein aufnahmebereites Publikum streamt und sich dabei auf bekannte faschistische Denkmuster beruft, als Einzeltäter zu verharmlosen und als "psychisch labil" zu entschuldigen, bestreitet nicht nur die weite Verbreitung antisemitischer, antifeministischer und rassistischer Einstellungen in weiten Teilen der Gesellschaft. Eine solche Ignoranz ist in der Konsequenz auch eine Kumpanei mit dem Faschismus, wie sie aus den frühen dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts bekannt ist.
Wer ernsthaft über das Verbot antifaschistischer Symbole nachdenkt und gleichzeitig Verständnis für einen rechtsextrem auftretenden Mob und Wähler*innen einer immer offener nazistisch auftretenden Partei aufbringt, macht sich an Taten wie denen von Halle mitschuldig.
Diese Bedrohung äußert sich nicht erst in mörderischen Anschlägen, sondern bereits in verbalen Angriffen, behördlicher Willkür, Benachteiligungen im Alltag oder institutionellem Rassismus von Sicherheitskräften.Die Aktiven im Centro Sociale wissen aus ihre täglichen politischen Arbeit um die Bedrohung, die von einem frauenfeindlichen, trans- und homophoben, rassistischen oder antisemitischen   Menschenbild für diejenigen ausgeht, die diesem nicht entsprechen oder als "anders" deklariert werden.
Wer Terrorakte wie den in Halle künftig verhindern will, muss bei den alltäglichen vermeintlichen Kleinigkeiten anfangen.
Das Centro Sociale bekennt sich zu einem aktiven Antifaschismus, der sich diesen Tendenzen und Bedrohungen mit allen Mitteln offensiv entgegenstellt.  
Wo die Angriffe handfest sind, muss die Gegenwehr robust sein.
Wir betonen an dieser Stelle noch einmal die Selbstverständlichkeit, dass Menschen mit antifeministischen, rassistischen und antisemitischen Weltanschauungen oder gar Aktive von Organisationen, die diese Weltbilder offen oder versteckt vertreten, in unserem Haus nichts zu suchen haben.

Solidarität mit den Angegriffenen!
Gegen jeden Antisemitismus, Rassismus, Antifeminismus!
Kein Fußbreit dem Faschismus –  wir sind alle Antifaschist*innen!

Das Plenum des Centro Sociale am 16.10.2019